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INHALT "K-ZUG"
   
 

KATASTROPHENZÜGE DER DR

 
 
DIE K-ZUG-FUNKTIONSWAGEN
HEIZWAGEN
 
Die Heizwagen waren im Gegensatz der K-Zug- und Laz-Sonderwagen nicht der Hauptverwaltung „Wagenwirtschaft“, sondern der Hauptverwaltung „Maschinenwirtschaft“ und damit den BW unterstellt.
 
HW-41 mit der Nummer 57 50 99-68 171 in Schwarzenberg
 
Nicht alle Funktionswagen des Laz1072 (N1, N2, N3, medP, V, A) besaßen im Gegensatz zu den Stammfahrzeugen keine eigene autarke Heizungsanlage. Es ist schwierig, einen so langen Zug wie den Laz1072 von der führenden Dampflok aus zu heizen, ein Diesel-Tfz mit Heizkessel wäre bezüglich der Heizkesselleistung überfordert und bei einem Tfz. ohne Dampfheizeinrichtung ist ganz Ebbe... Dadurch war die Mitführung eines bzw. mehrerer Heizwagen im Laz1072 ein unbedingtes Erfordernis.
 
Anlässlich der Elektrifizierung der Bahnstrecke Stuttgart – Ulm – Augsburg – München im Mai 1933 stellte die Deutsche Reichsbahn vierachsige Drehgestellwagen als Heizwagen in Dienst, passend zu den damals angeschafften Schnellzugwagen.
1940 bestellte die DRB 220 Heizwagen der sog. Kriegsbauart-41, bis zum Kriegsende wurden 180 solcher Fahrzeuge geliefert. Allein in den Jahren 1941 bis 1943 wurden 180 Stück gebaut. Während des 2. Weltkrieges wurden Heizwagen in erheblicher Zahl für den Einsatz in Truppentransport- und Lazarettzügen in Dienst gestellt. Bei diesen Wagen handelt es sich um einen recht kurzen 4-Achser, des äußere Abmessungen und Proportionen des Wagenkastens dem seit 1938 gelieferten Post-4-b/15.
Die Wagen verfügen über einen Seitengang und können so auch in der Zugmitte eingestellt werden, um die Reisezugwagen an beiden Zugenden gleichmäßig zu versorgen. 
Die Heizwagen waren wagentechnische Schwergewichte. Das Gewicht dieser Heizwagen beträgt 62,2 t, die Länge über Puffer 17,10 m.
 
 
Technische Daten:

Länge über Puffer: 17100 mm
Dienstmasse: 60 t
Drehgestellbauart: Görlitz III schwer
Kohlevorrat: 7 t
Wasservorrat: 15 m³
Kesseldruck: 10 kp/cm²
Rostlabmessung: 860 x 835 mm

 
Schwarzenberg
 
Im Inneren des Wagenkastens befand sich ein Nassdampf-Dampferzeuger in einer für Dampflokomotiven üblichen Bauart mit einem maximal zulässigem Kesseldruck von 10bar. Der Kessel hatte eine Heizfläche von rund 35 Quadratmetern und lieferte 1,75 Tonnen Dampf pro Stunde. Die Kesselspeisung erfolgte mittels 2-er Strahlpumpen, die Feueranfachung mittels eines Gebläses.
Der Wasservorrat wurde in insgesamt 4 miteinander verbundenen Wasserkästen, die sich ebenfalls innerhalb des Wagenkastens befanden, mitgeführt.
Der Kohlekasten konnte über Schieber / Klappen im Dach bekohlt werden. Für das Wassernehmen hatten die Fahrzeuge anfangs ein "Blechknie", das durch das offene Fenster mit seinem Einlauf unter einem Wasserkran platziert werden konnte. Zumindest in den letzten Einsatzjahren erfolgte das Wassernehmen mittels Schlauchleitung, die durch geöffneten Fenster geführt wurde.
Nicht alle Heizwagen hatten Aschkästen mit Bodenklappen. Angemerkt sei auch noch, dass die Heizkesselwagen auch keinen Kipprost besaßen...
 
Die DR übernahm eine erhebliche Anzahl dieser Heizwagen...
Sie verwendete solche Heizwagen zwischenzeitlich im internationalen Reiseverkehr, als sie die Reisezüge auf der Relation Erfurt – Bebra planmäßig mit der V200 / BR120 ohne Zugheizeinrichtung bespannte. Einige Heizwagen wurden zeitweise auch als halbstationäre Heizanlage verwendet.
 
Von viel größerer Bedeutung sind die Heizwagen aber für die im E-Fall aus den 14-K-Zügen planmäßig zu entfaltenden Lazarettzügen gewesen, da die Ergänzungswagen, die kurzfristig zu Laz-Wagen umgerüstet worden wären, nicht über eine autarke Heizung hätten verfügen können...
Kurz durchgezählt hätte jeder der 14 K-Züge in entfalteter Form Bedarf an 2 Heizwagen gehabt.
Um diesen Bedarf sicher zu stellen, hat das MfV alle noch vorhandenen Heizwagen der Kriegsbauart der so genannten „Staatsreserve“ unterstellt und die betreffenden Bahnbetriebswerke zur Erhaltung der ständigen Betriebsfähigkeit verpflichtet.
Die z-Stellung eines vielleicht völlig verrotteten Heizwagens mit einem völlig verschlissenen Dampferzeuger bedurfte in den 80-er Jahren der persönlichen Zustimmung des Ministers für Verkehrswesen!
So ein Heizwagen konnte eben eine K-Zug-Einheit ohne gekuppelte Lokomotive „mitten in der Prärie“ betriebsbereit halten...
Die von den Bahnbetriebswerken - wie bereits an anderer Stelle berichtet: die Heizwagen gehörten zum Betriebsmaschinendienst- waren bereits Ende der 1970-er Jahre in keinem guten Zustand. Ich erinnere mich gut, dass der Heizwagen des BW Bautzen jahrelang in der "Außenstelle" (Lokeinsatzstelle) Bischofswerda hinterstellt war. Und erinnern kaann ich mich auch an das weiße Schild mit dem schwarzen Rand "Entnahme von Teilen verboten!".
 
Für den Einsatz im Laz1072 beheimatete das Bww Seddin einige Heizkesselwagen. Nur 2 Wagen des Seddiner Bestandes hatten Aschkästen mit Bodenklappen. Unter den Seddiner Heizkesselwagen befand sich auch der ehemals dem Regierszug-Wagenpark zugeordnete Heizwagen 57 50 99-68 160.
Auf den noch verfügbaren Fotos ist zu erkennen, dass einige Fahrzeuge sogar noch ihre offeenen, nur durch Scherengitter gesicherte Übergänge hatten.
 
Für den Einsatz im Laz1072 nach Brest wurden zumindest im Winterhalbjahr 2 Heizkesselwagen benötigt. Während ursprünglich die Heizkesselwagen jeweils an der Zugspitze und am Zugende eingestellt waren, wurden diese später direkt hintereinander eingestellt. Die beiden Kesselanlagen konnten so von nur einem Heizer überwacht und bedient werden.
 
Fragwürdig sind die Angaben zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit der HW-41. Die Angaben zur Vmax schwanken zwischen 60 und 140 km/h. Die tatsächliche Wahrheit dürfte bei 120km/h liegen - dafür sprechen die an den HW-41 verbauten Drehgestelle "Görlitz-II schwer"... Die Reisezugwagen der DRG/DRB, die für eine höhere Vmax zugelassen waren, hatten das "Gölitz-III leicht"... Eine Reduzierung auf max. 60 km/h haben sicher einige Wagen aus der DDR-Staatsreserve aufgrund ihres schlechten Zustandes erfahren. Ich gehe davon aus, dass eine zulässige Vmax von 120 km/h die Voraussetzung fürden Einsatz eines Heizwagens im D1072 war.
 
Folgt man den Angaben auf http://www.bahndienstwagen-online.de/, hatte die DR noch 29 Heizwagen HW41 in Kriegsbauart im Betriebsbestand. Das passt ziemlich genau zu den 14 vorhandenen K-Zügen / 14 kadrierten Lazarettzügen, die die DR im Bestand hatte.
 
Auch der Regierungszugpark verfügte über solche Heizwagen. Zum Besuch der Friedhofes der Sozialisten durch sie Genossen des ZK jeweils am 30.01. stand dort immer ein von einem Heizwagen beheizter Salonwagen des Regierungszugparks, damit sich „die alten roten Säcken“ zwischenzeitlich hätten aufwärmen können...
Einer dieser Heizwagen der Kriegsbauart (57 50 99-68 160) war extra für den Einsatz im Regierungszugpark mit Gummiwulstübergängen und einer windschlüpfrigen Verkleidung versehen worden. Genau dieser „windschlüpfrige Heizer“ war einer der letzten im D1072 eingesetzten Heizwagen...
 
Mit dem Foto vom Heizwagen 57 50 99-68 160 (MBA, 1941) hat mir Norbert Schmitz ein sehr interessantes Fahrzeugbild zur Verfügung gestellt, dass ich den Besuchern meiner Homepage nicht vorenthalten will. Dieser Heizwagen gehörte ursprünglich zum Regierungszug-Park, war aber in der Folgezeit mehrfach in K-Züge eingestellt. Mit der Ausrüstung mit Gummiwulstübergängen und der Rahmenschürze ist er natürlich auch als „Erlkönig“ hier zeigenswert...

Und man muss es so klar sagen: Hätte die DDR noch über 1989/90 weiter fortbestanden, hätte es relativ kurzfristig dringendsten unabwendbaren Bedarf an neuen Heizwagen gegeben... Allein dem Bedarf der zu Lazarettzügen zu entfaltenden K-Züge folgend.
Angefacht von den Forderungen der Hauptabteilung1 des MfV hatte die HVM die Heizwagen für das „Kriegsspielzeug des Ministers“ in den Händen der HVW (K-Züge) ständig einsatzbereit halten müssen.

 

Verschiedene Quellen im www weisen übereinstimmend aus, das 9 der ehemals 29 sich im DR-Bestand befindlichen Heizwagen noch als historische Fahrzeuge vorhanden sind.
 
Die folgenden Fotos aus dem Jahr 1991 stellte mir S. Siebenhaar zur Verfügung:
 
 
 
Bei Fahrten mit dem Laz1072 teilten sich 3 Kesselwärter in die durchgängige Beaufsichtigung und Bedienung der 2 Heizwagen.
 
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©2018 Burkhardt Köhler