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NICHT GANZ ERNST GEMEINT...
 
 
  Eigentlich bin ich sehr vorbildorientiert… Aber es gibt schon so einige Dinge, wo man schon mal von Vorbild und Modell abweichenmuss. Das kann mal eine kleine Geschichte zu einer ganz bestimmten Zuggarnitur im Modellmaßstab sein, für den man eine „vorbildliche Rechtfertigung“ erfindet. Oder die fiktive Frage, wie den ein ganz modernes Schienenfahrzeug wohl aussehe, wenn es die Deutsche Reichsbahn noch gäbe…  
  Mehrere Hersteller haben es schon gemacht. Tillig vor einigen Jahren mit der BR243 im EP-III-Look also mit grünem Lokkasten und roten Drehgestellen.
Vor gar nicht so vielen Monden erschien bei Tillig die moderne Diesellok der BR245 („Diesel-Traxx) in unglaublich vielen Lackierungen verschiedener europäischer Bahngesellschaften. Darunter war auch die 135 001 – nein, kein VT, sondern die 245 in der Lackierung der ehemaligen DR, in diesem Falle angelehnt an die Lackierung des „Großrussen“ der damaligen BR132.
 
     
 
 
 
     
   Kurzum - mir hat das Teil gefallen und als Start-Modell gehörte es in die Kategorie der Mitnehm-Modelle. Natürlich sollte die 135 001 auch eine Beschäftigung bekommen. Da war zuerst mal zu ermitteln, ob die BR135 auch „gut genug“ für die DR wäre. Also kam die 135 001 vor den Messzug. Der Messzug besteht aus einem Messbeiwagen (DR), einem DR-Messwagen (umgebauter Schürzen-Speisewagen) und einem ehemaligen Messwagen der DB, den die DR übernommen hat. Als Bremslok 2x BR132…  
     
 
 
 
 
     
  Da beim Entfernen der Beschriftung des Messwagens der eigentlich zu diesem Zweck gut geeignete acetonfreie Lackentferner nicht gewusst hat, dass er nur für die Entfernung der Beschriftung zuständig sein sollte, wurde der ex-DB-Messwagen notgedrungen „graffitiert“ .  
     
 
 
 
     
  In Löbau (mit einer Außenstelle in Zittau) befand sich in der DDR die Offiziershochschule der Landstreitkräfte. An den Einberufungstagen (2x im Jahr) erreichte dann auch schon der eine oder andere Sonderzug den ostsächsischen Raum, mit denen man die frischen „10000-Tage-Diener“ – zusammengekarrt aus der ganzen DDR - an ihren Ausbildungsort brachte. Bei einer solchen Gelegenheit konnte es durchaus auch mal eine Rostocker S-Bahn-Doppelstockeinheit in „blau – birkengrau“ zusammen mit ein paar Doppelstockeinzelwagen nach Ostsachsen verschlagen.  
     
  Ich glaube nicht, dass eine Reko-41 jemals in Ostsachsen auf der Drehscheibe stand. Bei der Bahn ganz in Ostsachsen haben die Uhren immer bisschen anders getickt… Den großen Talbrücken in Putzkau, Schirgiswalde, Ebersbach und vielen anderen Orten hat die Zurückhaltung der DR, die man heute ganz modern „schadensbasierende Instandhaltung“ nennen würde, Stück für Stück so zugesetzt, dass da zum Schluss nicht mal mehr die P8 drüber gedurft hätte.  
     
 
 
     
  Und trotzdem ist sie nun also angekommen in der Einsatzstelle Grenzbach, wo Anfang der 70-er die damals hier heimischen 38.10, 52 und 52.80 und mit bisschen Augen zudrücken die 38.2-3 unterwegs waren und in den 80-ern, als über Grenzbach vor allem grenzüberschreitender Reiseverkehr abgewickelt wurde, sich die 118 und 119 in die Zugförderung teilten und die Bardotkas und Brillenschlangen (T478.0 / T478.3) der CSD im Korridorverkehr liefen.  
     
  In den 80-ern verschlug es also die 41 1074 für kurze Zeit aus dem Dunstkreis von Magdeburg auf die ostsächsischen Rampen… Ob das wegen akutem Lokmangel (52.80 oder 119) oder als „sozialistische Hilfe“ ilfe“ Hilfe war, oder „einfach so zum Spaß“ anlässlich eines Eisenbahnjubiläums, vermag man heute nicht mehr zu sagen. Ist ja auch egal… Genug erfahrene Dampflokpersonale gab es hier noch, schließlich waren die BW Bautzen und Zittau ja ganz bis zum Ende des Regelspur-Dampflokeinsatzes mit dabei. Und die alten Dampflokführer, die seinerzeit mit den Görlitzer dreizylindrigen 22-ern die grenzüberschreitenden Schnellzüge nach Görlitz gefahren hatten, juckte es schon in den Fingern, der 2-zylindrigen, kleinrädrigen Mikado mal auf den Zahn fühlen zu können. O.k. – es ging nicht mehr an die polnische Grenze, sondern in Richtung CSSR und die 41 konnte in Grenzbach nicht drehen. Aber die zuständigen Lokleiter organsierten die Umläufe so, dass die 41-er in Richtung Grenzbach mit Personenzügen Tender voran lief und auf der Rücktour – in Lastrichtung – auch mal für die 118.2-4 im schnellfahrenden Reiseverkehr ran durfte – achslastbedingt nicht im Eilzugverkehr nach Dresden, aber mit den Nachtschnellzügen (Ostsee) und den Berliner Eilzügen über Löbau bis Görlitz.  
  Und dann war da ein ganz besonderer Tag:
Der Lokleiter schickte an diesem Tag die 41 mit dem Hilfszug und einer ins RAW Karl-Marx-Stadt zu überführenden 119 über Löbau nach Dresden – völlig unspektakulär… Heimliche Absprach der beteiligten Lokleiter untereinander – die Dresdener hatten ihre Vorliebe für die Dampfer immer noch behalten. Für das Personal der 41 1074 in der Dresdener Lokleitung dann der absolute Hammer: Rückleistung D481 mit Umleitung über Bautzen – Löbau… Der 481 hat 8 Wagen – für die planmäßige 118.2-4 mit ihren 2000PS auf den kurzen, steilen Rampen der Oberlausitz ein hartes Brot. Heute also mit der Reko-Mikado...
Von "Altstadt" rückwärts zum Hbf und dortan den "Krivan", den D481. Während des 1. Halts in Dresden-Neustadt erzählte der Lokführer seinem jungen Heizer, dass „damals“ der „Paris-Krakau“ 22-er Planbespannung mit 22-er Vorspann hatte. Gleich nach der Anfahrt in Dresden-Neustadt geht es hoch nach Klotzsche – an diesem Tag ohne Vorspann und zugegeben einigen Wagen weniger. Anfahren und dann gleich „volles Rohr“ hoch nach Klotzsche. In seiner normalen Linienführung über Bischofswerda – Wilthen – Ebersbach hat der 481 recht moderate Fahrzeiten. Aber infolge der Umleitung sind es an diesem Tag einige km mehr. Trotz der längeren Strecke kommt der 481 fast pünktlich in Zittau an. Halt am Bahnsteig 1, Abhängen, Vorziehen und über den „Engländer“ direkt am Bahnsteig zurück ins BW. Die übernehmenden T478 ziehen den Zug vor an den Grenzbahnsteig (44)…
 
     
  Schnell sind manche mit dem Spruch „Es gab nichts, was es nicht gab!“ bei der Hand. Ich hasse diesen Spruch - abgrundtief. Dafür gibt es Märchen…  
  Es war einmal ein Bww in Ostsachsen – betraut mit der Unterhaltung der Personenwagen für den ostsächsischen Nahverkehr, für ein paar Eil- und D-Züge in Richtung Dresden und Berlin / Stralsund und in Richtung Thüringen. Viele Kollegen des Bww waren der einhelligen Meinung, dass Anfang der 70-er eines hätte nicht passieren dürfen: der Abgang des typischen D21-Abteilpersonenwagens, ohne dass eine Garnitur für künftige historische Einsätze erhalten werden konnte.  
  Irgendwann war da – vielleicht sogar am Spinnertisch - die verrückte Idee geboren, eine ganz besondere Reisezuggarnitur aufzuarbeiten und für Sonderverkehre vorzuhalten, die nach dem Motto „Klasse statt Masse“ Exklusives bieten wollte. Die Leitung des Bww fand Gefallen an der verrückten Idee. Den Anfang machten 2 Schlafwagen WLAB4ü mit Baujahr 1952, die mit wiederergrüntem Wagenkasten ihre ersten Einsatze im sog. „Blauen Express“ Berlin – Brest hatten. Sie erhielten wieder ihren ursprünglichen grünen Anstrich.  
     
 
 
 
 
  Aus dem Bestand der CSD konnte über persönliche Kontakte ein ehemaliger B4ü-39 übernommen und wieder „eingedeutscht“ werden.  
     
 
 
     
  Nachdem diese 3 Wagen „vorzeigbar“ hergerichtet waren, gab man seine Ideen „nach oben“ weiter, natürlich tröpfchenweise. Über die Rbd Cottbus landete der ganze Vorgang irgendwann bei der politischen HV der DR. Dort witterte man ziemlich schnell, dass mit dieser Idee aus dem Tal der Ahnungslosen „richtiges“ Geld zu verdienen sein könnte. Zur dauerhaften Ergänzung des Wagenparks wurde „von ganz oben“ noch ein C4i-30 zur Verfügung gestellt. Für teilnehmerstarke Veranstaltungen, die im Auftrag westdeutscher Reisebüros durchgeführt werden sollten, konnten die Ostsachsen zur Erhöhung der Kapazität auf einige außergewöhnliche moderne Fahrzeuge – z.B. den Baumusterwagen für den Iran-Export und eben auch mal einen Regierungszug-Verstärkerwagen – zugreifen.  
     
 
 
     
  Gerade die Altbaufahrzeuge waren auch für Film und Fernsehen interessant. Mit einigen Magnetschildern konnte man auch einen Salonzug des 1000-jährigen Reiches zumindest dem unwissenden Betrachter vorgaukeln.  
   Blieb da noch die Antwort auf die Frage, wie man den Zug als Sonderzug richtig attraktiv bespannen konnte, ohne auf die Museumsloks des VMD zurückgreifen zu müssen.  
  Eigentlich „geheime Dienstsache“ - aber manchmal ist da eben doch einer, der sagt, dass er einen kennt... Die persönlichen Kontakte zu polnischen Dienststellen entlang der Strecken nach Brest machten es möglich, einer noch in Polen vorhandenen P6 habhaft werden zu können. Und eine kleine Berliner Firma mit goldenen Händen namens „Beckmann“ ist momentan dabei, dieser „schönen Hässlichen“ wieder Leben einzuhauchen. Einfach nur geil!
Ein Ausbesserungswerk im rumänischen Siebenbürgen hat gemeinsam mit einem Werk in der Slowakei in österreichischem Auftrag eine P8 in 1:120 wieder zum Laufen gebracht. (O.k. - ganz am Anfang machten die Tenderachsen richtig Probleme und in Siebenbürgen wusste man auch offenbar nichts davon, dass die DR andere Pumpen bevorzugte als die DB.)
Eine Firma aus Sachsen hat die Fragmente einer P8 (sogar mit Langlauftender) nach Fernost verschifft und dort wieder zu einer richtigen Dampflokomotive in 1:120 werden lassen...
Als es galt, eine geeignete Dienststelle für die „Edeldampfer“ zu finden, fiel die Wahl auf Zittau.
 
     
 
 
 
 
     
     
 



 
     


©2004 Burkhardt Köhler